Wann ist gerettet gerettet oder: Welche Produkte vermarktet afreshed?

Bio-Landwirte leisten Unglaubliches, um für uns Konsumenten qualitativ hochwertige Ware zu produzieren. Der Weg vom Samen oder der Jungpflanze bis hin zu unseren Tellern ist jedoch nicht für jedes Erzeugnis gewährleistet. Durch nicht einschätzbare Umweltfaktoren, immer schwieriger werdende Produktionsbedingungen und eines erhöhten Planungsrisikos kommt es oft vor, das perfekte Ware nicht ihren Weg ihrer eigentlichen Bestimmung gehen kann. So müssen Landwirte - beispielsweise bei Überproduktion unter Zwang oder aufgrund fehlender Alternativen - ihre Produkte für wenig Geld an die Industrie verkaufen, um wenigstens die Produktionskosten annähernd abgedeckt zu bekommen. Teilweise ist aber auch die Industrie keine Option mehr und Produkte werden am Feld stehengelassen, weil sich der Aufwand für die Ernte nicht mehr lohnt. Dazu kommt auch noch, dass aufgrund von Vorgaben der Großhändler und Einzelhändler gewisse Produkte durch Normen von der Vermarktung ausgeschlossen werden.

 

In all den genannten Bereichen setzt afreshed mit dem Produkt Retterbox an. Denn in erster Linie geht es darum, Landwirten eine alternative Form des Warenabsatzes zu ermöglichen, der sie nicht in ein Korsett aus Vorgaben, Preisdumping und Misswirtschaft zwingt. Nur wenn alle an der Supply-Chain beteiligten Parteien sinnvoll wirtschaften, macht Landwirtschaft Sinn und rechtfertig die eingesetzten Ressourcen. Über die vergangenen zwei Jahre hat sich afreshed darum bemüht, nicht nur Lebensmittel vor der Verschwendung zu retten, sondern auch Support dort zu leisten, wo die Wertschöpfung wirklich passiert - bei Landwirtinnen und Landwirten, die auf nationalen und internationalen Boden jeden Tag ihr Bestes geben, um unseren Hunger zu stillen.

 

Oft sind unsere Kunden erstaunt, welch hochwertige Produkte wir ausliefern, sind sie doch oft frischer, geschmackvoller und schöner als jene aus dem Supermarkt. Das Rezept dahinter ist einfach, denn auch wir müssen wirtschaftlich arbeiten und sparen deshalb auch den letzten Meter Transportweg ein, um unsere Kosten in der Verteilung niedrig zu halten und mehr Budget für den Ankauf unserer Produkte übrig zu haben. Dies wirkt sich nicht nur auf die Qualität und Frische unserer Ware aus, die oft ein Vielfaches höher als jene im Supermarkt ist. Ein weiterer Effekt unserer Einkaufspolitik ist jener, dass uns Landwirte als Partner auf Augenhöhe sehen und Ware oft lieber an uns, zu fairen und sinnvollen Bedingungen verkaufen, als an große Supermarkt-Ketten, die durch ihre Monopolstellung Druck auf die Produzenten ausüben und jedes Jahr aufs Neue die Preise drücken.

 

So geht die Philosophie hinter afreshed viel weiter, als einfach nur Lebensmittel vor der Verschwendung zu bewahren. Unsere Mission setzt in erster Linie dort an, wo es brennt. Nämlich bei unnötiger Verschwendung von gutem Obst und Gemüse.

Unser Ansatz: Supply-Led

 

Wir arbeiten mit unseren Partnern zusammen, wenn sie uns brauchen, anstatt ihnen strenge Verträge vorzulegen, die vorschreiben, was sie anbauen sollen und wie ihre Ernte aussehen soll. Klingt nach gesundem Menschenverstand, oder? Aber es ist eine radikale Umstellung der Arbeitsweise der Lebensmittelindustrie, wir sprechen hier von Supply-Chain-led Sourcing. Es ist besser für die Landwirte und besser für den Planeten. 

Welche Rolle spielt Fairness im Einkauf?

 

Wir sind stolz darauf, von vielen Landwirten als bevorzugter Abnahmepartner gesehen zu werden. Das heißt, wir bekommen auch über die Ausschussware hinausgehende Produkte aktiv von Landwirten zur weiteren Vermarktung angeboten. Dies liegt auch an der Fairness-Policy von Afreshed: Fairness entlang der Wertschöpfungskette – und damit auch faire Entlohnung – ist ein Kernwert in der Unternehmens-DNA. Rund 40 Prozent – und damit deutlich mehr als bei Lebensmittelproduktion und -handel sonst üblich – des Verkaufspreises gehen an die Produzenten, weitere 40 Prozent an die Zusteller, rund 20 Prozent verbleiben im Unternehmen. Ganz plakativ kann man sagen, wir zahlen den Bauern einen höheren Preis als sie anderswo erzielen könnten. Das ist für uns gelebte soziale Gerechtigkeit.

Gibt es eine einheitliche Definition von "gerettet"?

 

Wir sind aktuell dabei, für uns und unser wachsendes Unternehmen eine verbindliche Definition zu entwickeln, welche Rohware wir vermarkten und welche nicht. Es existieren keine allgemein gültigen Vorgaben, ab wann Bio-Obst und Gemüse als vor der Vernichtung „gerettet“ bezeichnet werden kann. afreshed vermarktet sowohl Bio-Obst und Gemüse, welches ohne afreshed entweder als Gründünger eingeackert oder ungeerntet auf dem Feld belassen würde ebenso wie Produkte, die auch für die Industrie (Beispiel: Tomaten für Ketchup, Obst für Säfte und Gemüse für Suppenpulver) zur weiteren Verarbeitung oder aber zum Verkauf über diverse andere Kanäle geeignet sein könnten. Wir setzen mit der Retterbox dann an, wenn die Gefahr besteht, dass der Landwirt auf seiner Ernte sitzen bleibt und arbeiten nur mit dem was uns angeboten wird.

Laut Abfallwirtschaftszentrum der BOKU Wien sind bis zu 80 Prozent der Waren, die in der Primärproduktion weggeworfen werden, genieß- und vermarktbar. Das hat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Folgen. Durch die bewusste (Wieder-)Aufnahme der Überschuss- und nicht formschönen Ware in den Handel können tausende Tonnen an Lebensmittel gerettet und Abfall vermieden werden.

Welche Produkte landen noch in den Retterboxen?

 

Oftmals ist es sowohl ökologisch als auch ökonomisch besser, Produkte aus einer Hand zu kaufen – also sowohl Norm- als auch Ausschussware. Daher befinden sich in den Retterboxen neben klassisch „geretteten“ auch anderwärtig verwertbare Produkte. Unsere Kund*innen haben aber immer die Sicherheit, dass sie mit dem Kauf der Retterboxen Verschwendung bekämpfen, Landwirte direkt unterstützen und Verpackungsmüll vermeiden.

Die von afreshed vermarktete Ware ist sohin nicht immer zwingend unnormierte Ware; ca. 6 von 10 Produkten sind „gerettet“, der Rest wäre auch anderwärtig, beispielsweise in der Industrie verwertbar. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, wie wir noch mehr Bio-Obst und Gemüse verwerten können. Dazu gehört auch die Idee, all jene Rohstoffe, die für die Retterboxen aufgrund von zu kurzer Haltbarkeit nicht mehr geeignet sind, beispielsweise zu Saft zu verpressen oder weiterzu vermitteln.

 

 

Abschließend lässt sich sagen: afreshed ist der Sparingpartner für Ausschussware und fördert die Diversität im bäuerlichen Anbau. „Uns ist egal, wie die Produkte aussehen. Krumm, na und? Unser Animo ist, dass das, was produziert wird, auch in Umlauf kommt.

unnormiertes Obst & Gemüse retten