
Wie afreshed Lebensmittel mit Software rettet
Seit der Gründung und dem Start der Retterbox konnte das Netzwerk mit Lieferanten und Kunden stark ausgebaut werden. Aus diesen Aktivitäten wurden auch viele Erkenntnisse und Markteinsichten gewonnen. Einerseits wurde ein weiterhin enormes Potenzial an Lebensmittel identifiziert, andererseits fanden wir enorme Barrieren und Einschränkungen bei der Verwertung vor, die eine sinnvolle Nutzung behindern. Aus diesem Grund haben wir im Zuge eines FFG Basisprgramms gemeinsam mit der FH Hagenberg an der Forschung zur Verringerung von Lebensmittelverschwendung auf Grund von genauen Datenanalysen begonnen.
Warum werden aktuell so viele Lebensmittel verschwendet & was sind die Probleme?

Intransparenz im Lebensmittelhandel:
Aufgrund intransparenter Strukturen und fehlender Vertriebsnetzwerke bleibt speziell für kleine Betriebe (LandwirtInnen, HändlerInnen) für ihre tolle Ware unterm Strich oft viel zu wenig übrig, da sie Rahmenverträge mit großen Händlern eingehen müssen, um ihre Ware überhaupt vertreiben zu können. Das Resultat sind starke Abhängigkeiten von einzelnen Playern und bei Nichtannahme dieser Player riesige Mengen Ausschuss, die der Betrieb an keinen anderen Abnehmer bringen kann.
Fehlende Digitalisierung
Während Digitalisierungsprozesse in vielen Branchen bereits fußgefasst haben, ist der Lebensmittelhandel noch immer nicht am Puls der Zeit. Aus unserer Erfahrung durch die Arbeit mit vielen großen Playern des oberösterreichischen Lebensmittelhandels zeichnet sich klar ab, dass fehlende Automatisierung zu Fehlern und mehr Aufwand führt.
Schwierige Logistik in der Frischwaren-Lebensmittelversorgung:
Gerade in der Lebensmittelindustrie ist die Logistik ein schwieriger Punkt. Einzelne kleine Betriebe haben oft weder Zeit noch die nötigen Kontakte, speziell kleinere Lieferungen in der Region durchführen zu können. So steigt die Abhängigkeit von einzelnen größeren Abnehmern und Händlern. Die Last Mile Logistik gilt als eine der schwierigsten Disziplinen, die es zu meistern gibt. Hier bedarf es einem großen Netzwerk aus Logistikern, um alle Regionen abdecken zu können. Gerade in dieser Last Mile Logistik besteht ein hoher Entwicklungsbedarf, um auf individuelle Anforderungen von Kunden und Lieferanten eingehen zu können. Zudem besteht bei Obst & Gemüse immer auch eine zeitliche Komponente, da die Verderblichkeit und Kühlung der günstigen Ware berücksichtigt werden muss.
Lebensmittelverschwendung
Durch die fehlende Digitalisierung steht der Zeitaufwand oft nicht für den Ertrag, der entsteht, wenn der Betrieb die Ware noch kurzfristig an einen Abnehmer zu verkaufen versucht. Momentan werden hier bekannte Kontakte durchtelefoniert. Oftmals ist es einfacher die Obst und Gemüse einzuackern, zu kompostieren oder in die Biogasanlage zu bringen, anstatt die Ware verbilligt zu verkaufen.
Wie versorgen wir uns aktuell mit Obst & Gemüse?
Gemüse: Die Gemüseanbauflächen in Österreich betragen rund 15.000 ha und lieferten gesamt 615.700 t Gemüse pro Jahr. Größtenteils liegen diese Flächen im klimatisch günstigeren Osten, wobei Niederösterreich mit ca. 8.200 ha führend ist, gefolgt von der Steiermark mit 1.700 ha, Oberösterreich mit 1.700 ha und dem Burgenland (1.360 ha).
Man unterscheidet den Feldgemüsebau und den gärtnerischen Gemüsebau. Daneben gibt es noch den Anbau auf geschützten Flächen in Gewächshäusern oder Folientunnel. Auf den geschützten Flächen wird fast flächendeckend mit Nützlingseinsatz gearbeitet. Der Anteil der verschiedenen Gemüsearten ist von Jahr zu Jahr variabel. Die größten Anbauflächen sind der Zwiebelproduktion (2.900 ha) gewidmet, gefolgt von den Karotten (1.665 ha) und Kraut insgesamt (909 ha) .
Der Selbstversorgungsgrad für Gemüse liegt in Österreich aktuell etwa bei 68%. Mit einem pro Kopf Verbrauch von rund 111,2 kg Gemüse (Tendenz steigend) sind mit ca. 28 kg Paradeiser mit Abstand das beliebteste Gemüse der Österreicher, gefolgt von Zwiebeln mit immerhin 9,3 kg pro Kopf und Jahr. Bei Zwiebeln ist auch der Selbstversorgungsgrad mit 166% am höchsten. Erdäpfel werden nicht zu Gemüse gezählt, sondern den Feldfrüchten zugerechnet.
Obst: Obst wird von 4.222 Betrieben auf 11.000 ha angebaut. Jährlich werden rd. 220-240.000 t Obst erzeugt. Hauptanbaugebiete sind Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark.
Die überwiegende Kultur ist der Apfel mit 6.050 ha. Erdbeeren liegen flächenmäßig und ernte mengenmäßig auf dem 2. Platz. Weiters haben Marillen, Zwetschken und Birnen eine gewisse Bedeutung. In Oberösterreich ist das Hausruckviertel, in Niederösterreich das Mostviertel berühmt für den Anbau von Mostäpfel und –birnen. Mit einem Verbrauch von rund 156.000 t im Jahr sind Äpfel Spitzenreiter (vgl. Bananen ca. 95-100.000 t/a). Der Selbstversorgungsgrad ist bei Äpfeln zwischen 90-110%, bei Marillen 40-50% und bei Zwetschken 70-80%.
Mit einem Selbstversorgungsgrad von ca. 40 % bei Frischobst ist Österreich ein Bruttoimporteur. Dies liegt nicht immer nur am fehlenden Angebot im Inland, sondern auch an der fehlenden Akzeptanz von Obst und Gemüse mit optischen Mängeln.
Wenn heimisches Obst und Gemüse, das nicht handelstauglich ist (siehe Verluste), doch verwendet und nicht ungenutzt am Acker liegen bleibt oder in der Biogas-Anlage landet, lässt sich der Import von Gemüse und Obst reduzieren und lassen sich vorhandene Lebensmittel optimal einsetzen.

Wie lösen wir dieses Problem mittels Software?
Im ersten Schritt haben wir uns gemeinsam mit der FH Hagenberg die Daten aus der Vergangenheit angesehen. Auf Basis der Statistiken und den Wettereinflüssen bauen wir für unsere Partner ein Tool, das auf Basis vergangener Daten zukünftige Erträge besser prognostizieren kann. Wir matchen diese Nachfrage entweder mit der Nachfrage unserer Retterboxen oder bieten die Überproduktionen, Fehlplanungen etc. unseren Partnern ebenfalls an, um noch einen größeren Impact erzielen zu können.
Unser Ziel ist es eine neue und nachhaltige Landwirtschaft zu prägen. Mit unserem Tool wollen wir unseren Partnern ein Lösung zur Verfügung stellen, mit dem sie ihre eignen Überschüsse schon von Haus aus minimieren können. So setzen wir bei der Bekämpfung der Verschwendung noch ein Glied weiter unten an der Kette an. Je länger unser Tool genutzt wird, desto besser können wir errechnen und Handlungsempfehlungen abgeben, um Verschwendung in der Produktion und dem Zwischenhandel auf ein Minimum zu reduzieren.
Für unvermeidbare Überschüsse steht unser Tool auch für unsere Partner zur Verfügung. Wir können diese Mengen mit der Retterbox abnehmen oder weitervermitteln. Die FH Hagenberg kümmert sich bei unserem Projekt, um die Prognose und die Erforschung, wie Wettereinflüsse sich auf die zukünftige Ernte auswirken wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir versuchen einen ganzheitlichen Ansatz gegen Lebensmittelverschwendung zu entwickeln. Unser Forschungsprojekt ist der zweite wichtige Schritt nach der Einführung unserer Retterboxen, um eine Trendwende zu schaffen. Wir halten euch auf jeden Fall auf den Laufenden und werden diesen Artikel erweitern, sobald wir neue Erkenntisse & Ergebnisse erlangt haben. #staytuned #stayafreshed